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Jan van Akens Bewerbungsrede auf dem Bundesparteitag 2024

Jan van Aken: "Lasst uns die Milliardäre abschaffen!"

Mein Name ist Jan van Aken und finde, es sollte keine Milliardäre geben.
Das meine ich erst. Wisst ihr, dass Susanne Klatten, einer der reichsten Menschen Deutschlands, im letzten Jahr einen Stundenlohn von 1,1 Mio. Euro bekommen hat? 1,1 Millionen in der Stunde. Das ist doch nicht normal! So unfassbar viel Geld hat kein Mensch verdient, so hart kannst du gar nicht arbeiten, so klug kannst du gar nicht sein, um so viel zu verdienen. Nein, sie haben es anderen weggenommen. Sie haben zu niedrige Löhne gezahlt und zu hohe Preise verlangt. Sie haben es uns geklaut und wir wollen es uns wieder holen! Wir müssen es uns wieder holen!

Denn eines ist klar: Sicherheit und Freiheit für die Mehrheit hier in unserem Land, die gibt es nur, wenn die Stärkeren für die Schwächeren einstehen. Das ist eigentlich sowas von selbstverständlich. Ich glaube, dass das für sehr viele Menschen hier in Deutschland ein ganz wichtger Wert ist: Der Nachbarin die Einkäufe die Treppe hochtragen, sich im Sportverein engagieren oder zum Vorlesen ins Altenheim gehen. Die Millionen Ehrenamtlichen hier im Lande – die wollen keine Ellenbogen, die denken nicht nur an sich selbst. Sie wollen von ganzem Herzen ein Miteinander und füreinander da sein. Wisst ihr, ich komme ja aus einer streng katholischen Familie. Ich war sogar mal Messdiener. Dieses füreinander da sein, das heißt in der Bibel Nächstenliebe. Wir nennen es Solidarität. Solidarität heißt auch, immer klare Kante gegen jeden Rassismus zeigen. Und das ist ein Versprechen an Millionen Menschen da draußen. Ich höre von meinen migrantischen Freundinnen immer häufiger, dass sie sich nicht mehr sicher fühlen, dass sie überlegen, unser Land zu verlassen. Und deshalb gebe ich euch heute ein Versprechen: Eine Linke mit mir wird immer an eurer Seite stehen. Diese neue Normalität der rechten Mitte, wie sie Friedrich Merz oder diese verschissene FDP wollen, werden wir niemals akzeptieren. Unsere Normalität heißt Solidarität! Kein Fußbreit den Faschisten!

Ich bewerbe mich heute um den Vorsitz der Linken, weil ich möchte, dass die Mehrheit in diesem Land wieder eine Stimme bekommt. Vor allem diejenigen, die das Land am Laufen halten, die sich jeden Tag krumm legen und am Ende des Monats doch zu wenig Geld in der Tasche haben. Ich will Vorsitzender einer Linken werden, die sich mit den unanständig Reichen anlegt. Einer Linken, die unbequem ist, die sich niemals kaufen lässt. Einer Linken, die hilft, kämpft und organisiert. Ich will Vorsitzender einer Linken werden, die wieder Hoffnung macht. Das ist für mich ein ganz wichtiger Punkt: Hoffnung und Zuversicht. Ich habe keine Lust mehr, den Menschen zu erzählen, wie schlecht es ihnen geht. Das wissen die selbst am besten. Wir Linke müssen einen Weg nach vorn aufzeigen. Das müssen ganz konkrete Visionen sein wo die Menschen sofort sehen: Das ist eine gute Idee und das verbessert meine Situation sofort. So wie in Berlin der Mietendeckel. Damit hatten viele Menschen über Nacht plötzlich eine niedrigere Miete. Hunderttausende andere konnten sich sicher sein, dass ihnen nicht bald die nächste Mieterhöhung ins Haus flattert. Das ist unsere Art, Sozialismus zu sagen. Ich möchte Gesellschaft, in der wir uns alle gegenseitig helfen, in der sich alle frei entwickeln können und in der wir in Harmonie mit der Natur leben. Das ist mein Ziel.

Und wir können das. Ja, die letzten Wahlergebnisse waren Mist, aber unsere Partei ist viel lebendiger als die Wahlen es zeigen. Ich war die letzten Wochen in sehr vielen Kreisverbänden unterwegs und das hat mir richtig Mut gemacht. Da ist so viel Feuer und Energie an der Basis. Unsere Partei ist quicklebendig und deshalb sage ich hier: Natürlich haben wir eine echte Chance, wieder zurück zu kommen. Wir müssen es nur machen!

Dass die Partei so lebendig ist, das hat auch viel mit Janine und Martin zu tun, ich finde, das muss auch mal gesagt werden. Ihr beiden habt die Partei durch die schwerste Krise ihrer Existenz gesteuert und das Schiff ist nicht untergegangen. Wie Martin es heute früh gesagt hat: Ihr habt da gestanden und ihr habt es ausgehalten. Dafür möchte ich euch beiden von ganzen Herzen danken. Ihr seid toll!

Ich habe ja eingangs gesagt, ich möchte alle Milliardäre abschaffen. Aber das schaffe ich nicht allein, das schaffen wir nur gemeinsam. An dieser Stelle oute ich mich mal als Fan des FC St. Pauli. Für die, die es noch nicht mitbekommen haben: Wir sind wieder erstklassig! Und das haben wir nicht geschafft, weil wir 11 Super Duper Einzelspieler hatten, sondern weil wir ein super Team waren. Ein Kollektiv, das wunderbar miteinander funktioniert hat. Und weil niemand von außen ständig reingegrätscht ist. So und nur so werden wir als Linke auch wieder erstklassig. Alle zusammen, ein Team, eine Stimme.

Und weil das so ist, sage ich jetzt hier und heute und vor der Wahl: Wenn ihr mich wählt, dann kriegt ihr nicht nur den netten Jan von nebenan, die Friedenstaube im Kapuzenpulli. Ihr kriegt dann auch einen Jan, der sehr klar sagt: Ab sofort ist Schluss mit Zoff. Niemand beißt mehr in irgendein Mikrophon, nur weil es ihm hingehalten wird. Wer ein Problem hat, meldet sich zuerst bei uns. Bei Ines und mir. Wir streiten dann intern, wir diskutieren bis die Köpfe rauchen, wir klären das gemeinsam und kommen zusammen zu einer Entscheidung und die gilt dann. Punkt. Das braucht auch ein bisschen Disziplin – auch von mir, ich weiß. Aber es muss Schluss sein mit dieser Vielstimmigkeit, dann werden wir es wieder rocken!

Ich möchte, dass meine Linke eine klassenkämpferische Linke ist, die die Rechte der sozial Benachteiligten beinhart und stur verteidigt. Das ist unser historischer und unser heutiger Auftrag. Aber ich will auch, dass meine Linke eine freiheitliche Linke ist. Eine Partei des Friedens, der Menschenrechte und der DemokraUe. Eine Partei, die das Recht auf Differenz genauso entschlossen verteidigt. Woher wir kommen, wen wir lieben, was wir essen, wie wir reden, ist völlig egal. Ich möchte eine Klassenpolitik auf der Höhe der Zeit. Darauf kommt es an, das ist meine Linke.

Wir haben eine Chance, wenn wir uns wieder trauen zu gewinnen. Gehen wir ab Sonntag aus diesem Parteitag raus und sagen es allen: Die Linke ist zurück. Uns schockiert nichts und niemand mehr. Lasst uns kämpfen, lasst uns siegen!

Es gilt das gesprochene Wort