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Brandenburg darf sein minderheitenpolitisches Niveau nicht leichtfertig auf's Spiel setzen

Zu den inoffiziell bekannt gewordenen Plänen des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport des Landes Brandenburg an den Grundschulen, welche bilingualen deutsch-sorbischen Unterricht im WITAJ-Programm anbieten, den WITAJ-Unterricht in der 1. und 2. Jahrgangsstufe abzuschaffen und den Anteil des bilingualen Unterrichts allgemein stark zu reduzieren, erklärte der Sprecher der Bundesarbeitsgemeinschaft "Ethnische Minderheiten" beim Parteivorstand der Partei DIE LINKE, Heiko Kosel:

Ich hoffe, es ist nur ein "schlechter Scherz" subalterner Ministerialbeamter. Hatte sich doch gerade das Land Brandenburg ein durchaus positives Image in seiner Minderheitenpolitik gegenüber den Sorben (Wenden) erarbeitet. War es doch Brandenburg, dass nach der Wende noch vor Sachen z. B. sorbischsprachige Fernsehsendungen einführte oder ein seinerzeit modernes Sorben(Wenden)-Gesetz schuf. Auch die erste WITAJ-Kita wurde in Brandenburg eröffnet und nicht in Sachsen.

Rüde Eingriffe in das sorbische Schulwesen – wie die Schulschließungen in Crostwitz und Panschwitz-Kuckau belegen – waren bisher eher nur aus dem CDU-geführten sächsischen Kultusministerium bekannt.

Ich mahne daher das Brandenburgische Bildungsministerium eindrücklich, von den Plänen gegen die Fortführung des WITAJ-Projekts abzulassen. Die zuständige Ministerin Dr. Martina Münch (SPD) sollte schnellstens gegenüber dem Brandenburgischen Sorbenrat Rede und Antwort stehen und deutlich machen, dass sie zu ihrer im Juni 2011 gegebenen Zusage, das WITAJ-Angebot weiterhin zu verstetigen, steht.

Wenn mit den jetzt bekannt gewordenen Plänen - wie von sorbischen Fachleuten befürchtet - das bilinguale Programm an vier von sechs Standorten sofort zusammenbrechen würde, dann handelt es sich hier auch um eine Brüskierung der LINKEN als Koalitionspartner in der Landesregierung. Denn die programmatischen Aussagen der LINKEN auf der Bundes- und Landesebene sind eindeutig auf die Stärkung der Sprachvermittlung und des Bildungswesens der ethnischen Minderheiten gerichtet. So enthält z. B. das erst unlängst beschlossene Erfurter Parteiprogramm der LINKEN die Forderung an die Politik, Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Wahrung und Weiterentwicklung der Identität, Sprache und Kultur der Minderheiten sichern. Aber auch mit dem Bekenntnis des rot-roten Koalitionsvertrages zur Förderung der Mehrsprachigkeit, die sich ausdrücklich auch auf die Minderheitensprache Niedersorbisch bezieht, sind die Pläne des Bildungsministeriums absolut unvereinbar.