Im Zentrum steht der Erfahrungsaustausch
Interview mit Jeannine Geißler
Euer ver.di-Bezirk Hannover / Leine-Weser organisiert zusammen mit der Rosa-Luxemburg-Stiftung die Konferenz "Gemeinsam Strategien entwickeln. Konflikte führen. Beteiligung organisieren - Erneuerung durch Streik II" vom 2. bis 4. Oktober in Hannover. Was ist das Besondere an dieser Konferenz und was erwartet ihr von ihr?
Wir freuen uns sehr, dass die Konferenz in Hannover stattfindet. Wir wollen als Bezirk die Themen Konfliktorientierung und Beteiligung in unserer Arbeit verankern und unterstützen unsere KollegInnen aus den Fachbereichen darin, auch neue und innovative Wege zu gehen. So waren bei uns beispielsweise Kolleginnen und Kollegen in Aktionsräten zur Unterstützung der KollegInnen aus dem Einzelhandel aktiv, als deren Manteltarifvertrag von der Arbeitgeberseite gekündigt wurde. Ebenfalls breit unterstützen wollen wir als Bezirk die im nächsten Jahr anstehende Tarifrunde im Sozial- und Erziehungsdienst. Dabei geht es auch um eine finanzielle Aufwertung der Tätigkeiten in den Kitas, die wir mit einer politischen Kampagne um die Finanzierung öffentlicher Güter verknüpfen wollen. Das berührt also auch die Frage der Schuldenbremse und die Forderung nach Umfairteilung. Auch hier erhoffen wir uns von der Konferenz Anregungen.
Das Besondere an der Konferenz ist, dass sie für Aktive gemacht ist. Sie bringt Akteure unterschiedlicher Konflikte und zugleich verschiedene Generationen aus den unterschiedlichen Gewerkschaften zusammen. Im Zentrum steht der Erfahrungsaustausch. Das habe ich vorher bei keiner Konferenz so erlebt.
Wir erhoffen uns, dass sich viele unserer Aktiven einbringen und auch eine Menge für ihre Praxis mitnehmen.
Kannst du uns etwas zum Programm der Veranstaltung sagen?
Der Programmaufbau zeigt schon den angestrebten lebendigen Charakter der Konferenz: Zum Auftakt gibt es ein internationales Podium zum Thema "Streiken unter prekären Bedingungen". Es sprechen einige Prominente wie Hans-Jürgen Urban vom Vorstand der IG Metall und Bernd Riexinger, der ja aus seiner Zeit als Geschäftsführer des ver.di-Bezirks Stuttgart eine Menge Erfahrungen mit den Themen der Konferenz hat. Aber den Kern bilden die vielen Arbeitsgruppen, die alle Facetten des Titels der Konferenz widerspiegeln und bei denen der Austausch von hunderten Aktiven im Vordergrund steht. Außerdem gibt es Branchentreffen zur Vernetzung für anstehende Konflikte. Neu sind dieses Mal Praxisseminare für das Üben konkreter Methoden, z.B. in der Solidaritätsarbeit oder zu Organizing-Werkzeugen. Ich glaube, so ein umfangreiches und abwechslungsreiches Programm bietet kaum eine andere gewerkschaftliche Konferenz.
Wie sieht es mit der Unterstützung durch andere Gewerkschaften aus der Region aus?
Nachdem klar war, dass die Konferenz in Hannover stattfindet, haben wir natürlich das Gespräch mit den anderen lokalen Gewerkschaftsgliederungen gesucht und sind auf offene Ohren gestoßen. Die erfolgreiche Vorgängerkonferenz in Stuttgart im Jahr 2013 hatte sich rumgesprochen. Jetzt unterstützt nicht nur die IG Metall vor Ort die Konferenz tatkräftig, auch die IG BAU, die NGG und die GEW sind dabei, ebenso das ver.di-Bildungswerk.
Für uns ist das ein ganz großer Schritt nach vorne für eine Erneuerung der Gewerkschaftsbewegung. Wir als ver.di stellen gerade unsere gesamte Organisation um, um durch eine stärkere Konflikt- und Beteiligungsorientierung Durchsetzungsfähigkeit zu gewinnen. Auch deswegen kommt die Konferenz genau zum richtigen Zeitpunkt. Das gibt Mut für die anstehenden Aufgaben, und Spaß machen wird sie auch!
Jeannine Geißler, stellvertretende Bezirksgeschäftsführerin ver.di Hannover / Leine-Weser