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Come together!

Zehn Vorschläge zur Ost-West-Integration von Halina Wawzyniak und Ulrich Maurer

"Die Neugier steht immer an erster Stelle eines Problems, das gelöst werden will." (Galileo Galilei)

Unsere Partei ist noch jung. Ihre Mitglieder sind Menschen mit unterschiedlichen Biografien und unterschiedlichen historischen Kontexten. Das Leben in der ehemaligen DDR und der ehemaligen BRD war sehr verschieden. Die Erfahrungen mit dem jeweiligen politisch-ökonomischen System in ihrer ganzen fundamentalen Verschiedenheit haben uns auch politisch geprägt und bestimmen bis heute unsere Ansichten und Einsichten. So wie diese Erfahrungen höchst verschieden waren, so unterschiedlich sind auch die Ansichten und Einsichten sowie politischen Positionen die sich daraus entwickelt haben. Diese Wahrheiten von gestern sind aber wenig geeignet, auf die heutige politische und ökonomische Situation unreflektiert übertragen zu werden. Das bloße Beharren auf den alten Einsichten und Ansichten bringt unsere neue Partei kaum weiter. Wir müssen uns also erst einmal verständigen. Wenn wir zusammenkommen wollen, wenn wir eine wirkliche Vereinigung wollen, müssen wir vor allem neugierig sein. Neugierig auf die jeweils andere Person, ihre Geschichte und ihre Erfahrungen. Jenseits von politischen Debatten – die notwendigerweise zu führen sind - muss es darum gehen, Verständnis füreinander zu entwickeln. Dazu wollen wir mit folgenden Vorschlägen beitragen:

Partnerschaften zwischen Kreisverbänden
Wir wollen, dass zwischen Landesverbänden Partnerschaften entwickelt werden. Innerhalb der Landesverbände soll es den Kreisverbänden selbst überlassen werden, wer mit wem eine Partnerschaft eingeht. Die Partnerschaft muss sich über die "Funktionäre" als Abgeordnete, Kommunalpolitiker/innen und Vorstände hinaus entwickeln. Denkbar wären "Praktika" von Genoss/innen aus den Kreisverbänden in den Partnerkreisverbänden. Wahlkampfunterstützung und das entwickeln gemeinsamer politischer Initiativen soll ebenfalls stattfinden.

Geschichten erzählen in Verbindung mit Kultur
Verständnis füreinander erwächst, wenn die Biografie des jeweils anderen angenommen wird. Es muss darum gehen, dass Menschen aus Ost und West, mit SED-, PDS- und SPD-Vergangenheit, KGrüppler/innen und Gewerkschafter/innen einen "Schwank aus ihrem Leben" erzählen. Warum, weshalb, wieso haben sie sich organisiert und was hat sie geprägt? Unterstützt werden sollen solche Veranstaltungen durch Lesungen oder andere kulturelle Beiträge. Vieles lässt sich einfacher verstehen, wenn über Filme oder Musik debattiert und Erkenntnis gewonnen wird.

Feste der LINKEN
DIE LINKE wird wirksam, wenn sie öffentlich wahrnehmbar ist. Jeder Kreisverband sollte einmal im Jahr ein Fest der LINKEN veranstalten. Regionale Bands, Kulturschaffende und Initiativen stellen sich und die Politik der LINKEN vor Ort vor. Podiumsdiskussionen mit Vertreter/innen unserer Partei aus Ost und West machen die LINKE "sinnlich erfahrbar".

Sozialistischer Wettbewerb
Sozialismus und Wettbewerb sind kein Widerspruch. Beginnend mit dem Parteitag im Mai wollen wir einen sozialistischen Wettbewerb eröffnen, in dem die Kreisverbände um die beste Mitgliederbetreuung und den besten Austausch zwischen Ost- und West wetteifern. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Auf dem darauffolgenden Parteitag wird der beste Kreisverband prämiert.

Mentoringprogramm
Politik läuft vor Ort unterschiedlich. DIE LINKE ist darauf angewiesen, dass sie jüngeren und neuen Mitgliedern die Chance gibt, in den Parteibetrieb hineinzuschnuppern. Wir wollen ein Mentoringprogramm, wo Ost und West, jung und alt sich gegenseitig kennenlernen und fördern. Kommunalfraktionen und Abgeordnete sollten jeweils ein oder zwei Personen ein Jahr lang betreuen. Dabei sollte der Austausch zwischen Ost und West eine große Rolle spielen. Wie läuft Kommunalpolitik zum Beispiel in Köln und wie in Potsdam? Das zu erfahren kann den Horizont nur erweitern.

Ost-West-Tagungen zu grundsätzlichen politischen Fragen
Eine Partei führt immer politische Debatten. Wollen wir unterschiedliche Sichtweisen verstehen lernen, müssen Debatten miteinander geführt werden. Inhaltliche Debatten zu Geschichte oder zu strategischen Fragen sollen von unterschiedlichen Seiten beleuchtet werden. Im Rahmen der Programmdebatte sollen genau solche Sichtweisen Raum finden.

Grenztour
Die Grenze verläuft nicht zwischen den Völkern sondern zwischen Oben und Unten – so heißt es völlig korrekt. Aber die Grenze verlief auch zwischen Ost und West. Provokativ genug wäre es allemal, wenn die Partei eine Tour von Ost und West entlang der ehemaligen Grenze durchführt. Die jeweils angrenzenden Kreisverbände sind einzubeziehen und sollen deutlich machen, was sich wie verändert hat.

48-Stunden-Lauf und Sportfeste
Sport verbindet. Wer einmal miteinander um den Sieg in einem Fußballturnier gerungen hat oder dem Gegenüber beim Skat den Durchmarsch verbaut hat begegnet sich anders. Wir wissen, dass es vielfältige sportliche Aktivitäten unserer Mitglieder gibt. Was spricht dagegen, jedes Jahr an einem anderen Ort ein Sportfest der LINKEN zu organisieren. Der Meistertitel der LINKEN im Fußball, der Laufwettbewerb oder das Skatturnier können Verbindungen schaffen, die anders nicht entstünden.

Sommeruniversität
Politische Bildung ist ein Schwerpunkt unserer Partei. Auch hier muss das Verhältnis Ost-West berücksichtigt werden. Eine Sommeruniversität der Partei in der geschichtliche Erfahrungen ausgetauscht, politische Debatten geführt und natürlich gemeinsam Bier/AFG getrunken wird, helfen nicht nur das Profil der Partei zu schärfen, sondern auch gegenseitiges Verständnis zu entwickeln.

Tourismus
Parteitourismus bedeutet im Regelfall den Weg vom Bahnhof oder Flughafen zum Tagungsgebäude und zurück zu kennen. Tourismus könnte aber auch bedeuten, dass neben Parteiterminen mit Bildungsangebot die Geschichte der jeweiligen Stadt nahegebracht und ein wenig Zeit für Freizeit aufgewandt wird. Mit Hilfe von OWUS wollen wir ein Angebot entwickeln, welches politische und kulturelle Bildung mit Freizeit verbindet.