Die letzte Schlacht gewinnen wir!
Statement von Stefanie Graf, Mitglied des Bundesvorstandes die linke.sds, auf der Pressekonferenz im Berliner Karl-Liebknecht-Haus
Guten Tag, ich bin Stefanie Graf, Mitglied des Bundesvorstandes die linke.sds. Wir sind noch ein sehr junger Verband, wir haben uns im letzten Jahr am Geburtstag von Karl Marx gegründet. Und jetzt sind wir schon, wie gesagt, an 60 Hochschulen mit Gruppen vertreten, es gründen sich auch ständig neue. Heute stehe ich hier und kann den "68er Kongress" vorstellen. Ich weiß, dass man aktuell relativ viel von 1968 hörte – Reportagen, Diskussionen, Filme. Man kann sich eigentlich kaum davor retten. Aber darin kommen immer nur die Veteranen zu Wort. Unser Kongress wird von Studierenden und Jugendlichen organisiert und wir bringen dort unsere Perspektive hinein und wollen es beleuchten und hinterfragen. Ich denke, dass die tausend Anmeldungen schon dafür sprechen, dass es dort ein großes Interesse gibt und unser Angebot wichtig ist.
Der Kongress "40 Jahre 1968 – Die letzte Schlacht gewinnen wir" wird vom 2. bis 4. Mai an der Humboldt-Universität in Berlin stattfinden. Wir Sie an dem Namen schon sehen können – "Die letzte Schlacht gewinnen wir" – geht es hier nicht nur um eine historische Auseinandersetzung mit 1968. Für uns ist das zentrale Emanzipationsversprechen der 68er nicht eingelöst, nämlich die Überwindung des Kapitalismus. Deswegen sagen wir mit "Ton, Steine, Scherben": "Die letzte Schlacht gewinnen wir". Wir werden uns mit den Forderungen von ´68 auseinandersetzen – was wurde eingelöst, welche Forderungen sind heute noch aktuell, welche Fehler wurden gemacht und welche Konsequenzen hat das für unsere Arbeit heute? Dabei debattieren wir mit dem Veteranen Frank Deppe, Christian Ströbele und Gisela Notz und anderen, aber auch mit politisch Aktiven der heutigen Zeit wie Franziska Drohsel, attac und der EL, um Antworten auf diese Fragen zu finden. Als sozialistischer Studierendenverband die linke.sds haben wir uns mit unserem Namen natürlich ganz bewusst in die Traditionen des SDS gestellt. Der SDS spielte in der Studentenbewegung 1968 eine entscheidende Rolle. Wir möchten die Deutung von 1968 nicht den Medien oder den hilflosen Distanzierungsversuchen überlassen. Wir denken nicht, dass die rot-grüne Regierung die Vollendung der 68er Bewegung war. Wir denken aber auch nicht, um eine andere gängige Interpretation zu zitieren, dass jede Bewegung, die das System überwinden möchte, zwangläufig in Terrorismus enden muss.
Und Heute? Die 68er Bewegung brachte die kritische Wissenschaft an die Hochschulen. Heute ist davon kaum noch etwas übrig. Kritische Wissenschaft wurde systematisch verdrängt. Sie erinnern sich sicherlich an den Fall Scharenberg an der FU, der trotz Berufung eines Professors kein Dozent werden konnte, weil er bei der Rosa-Luxemburg-Stiftung in der Stipendiatenkommission war. Hier wollen wir ansetzen. Für uns ist der 68er Kongress auch ein Auftakt unserer flächendeckenden Kapital-Lese-Bewegung, die ab dem Wintersemester 08/09 stattfinden wird.
Zum Schluss möchte ich noch etwas Persönliches sagen: Während meiner Studienzeit habe ich an Studierendenstreiks, Protestbewegungen und Demonstrationen teilgenommen und diese auch mit organisiert. Und egal, ob es um Unterfinanzierung der Hochschulen, gegen die Streichung von Stellen oder auch in immer mehr Ländern um die Einführung von Studiengebühren ging – immer und immer wieder haben wir verloren. Und jetzt endlich gibt es einmal einen Erfolg! Zumindest sieht es in Hessen so aus, dass erstmals eingeführte Studiengebühren wieder abgeschafft werden. Dies ist nur der Studierendenbewegung zu verdanken, die ausdauernd über mehrere Semester gestreikt hat. In diesem Sinne ende ich mit einem 68er Zitat, allerdings in abgeänderter Form: "Schafft zwei, drei, viele Hessen! Die letzte Schlacht gewinnen wir!"