Ausbildungsfonds wie in Bremen ist vielversprechend
Martin Schirdewan fordert eine Ausbildungsgarantie mit Rechtsanspruch und zieht Parallelen zu Österreich. Ein Ausbildungsfonds wie in Bremen sei ein vielversprechender Ansatz.
Martin Schirdewan fordert eine Ausbildungsgarantie mit Rechtsanspruch und zieht Parallelen zu Österreich. Ein Ausbildungsfonds wie in Bremen sei ein vielversprechender Ansatz. Der Vorsitzende der Partei DIE LINKE, Martin Schirdewan erklärt:
»In Deutschland läuft etwas schief: Insgesamt 2,3 Millionen Menschen unter 35 Jahren haben weder einen Berufs- noch einen Uniabschluss. Wenn die Bundesregierung den Fachkräftemangel bekämpfen will, muss sie diesen Jugendlichen und jungen Erwachsenen ein Angebot machen. Die Ampel will das Problem im kommenden Jahr nun mit einer sogenannten Ausbildungsgarantie lösen. Sie soll jungen Menschen, die keine betriebliche Ausbildung antreten, eine außerbetriebliche Alternative bieten. Doch was die Große Koalition vollmundig ankündigt, ist vieles, aber keine Garantie. So gibt es beispielsweise keinen Rechtsanspruch auf einen Platz.
Zudem sind die Vorgaben kompliziert und kleinteilig. Für die außerbetriebliche Berufsausbildung sind lediglich 7.000 Plätze vorgesehen. Jedoch verlassen jährlich 100.000 Jugendlichen das deutsche Ausbildungssystem ohne Abschluss. Wir brauchen eine echte Ausbildungsgarantie als Rechtsanspruch für alle Jugendlichen, die innerhalb eines Jahres keinen Ausbildungsplatz finden. Wer den Fachkräftemangel wirklich überwinden will, muss um sie und ihre Zukunft kämpfen. Wer seine Ausbildung abbricht oder keinen Ausbildungsplatz findet, dem muss ein Angebot unterbreitet werden. Die überbetriebliche Ausbildung ist somit auch eine Chance für alle Unentschlossenen. Sie kann Orientierung bieten und gleichzeitig ein sicheres Einkommen zum Leben garantieren.
Wie es besser geht, zeigt unser Nachbar Österreich. Dort haben Jugendliche bis 25 Jahre einen Anspruch auf eine außerbetriebliche Ausbildung, wenn sie auf dem regulären Ausbildungsmarkt keine Stelle finden. Anders als in Österreich sollen die Jugendlichen aber den Mindestlohn erhalten.
Auch in Deutschland gibt es bereits vielversprechende Ansätze. So hat DIE LINKE in Bremen mit dem dortigen Ausbildungsfonds ein bundesweit einzigartiges Modell geschaffen. Dort zahlen künftig alle Unternehmen in einen Fonds ein, um Auszubildende und ausbildende Betriebe zu unterstützen. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber werden per Gesetz verpflichtet, einen festgelegten Anteil der Bruttolohnsumme an diesen Fonds abzuführen. Damit werden Anreize für Betriebe geschaffen, Ausbildungsplätze zu schaffen. Betriebe, die nicht ausbilden wollen, werden an der Finanzierung der Ausbildungsvergütungen beteiligt. Die Bundesregierung muss die Unternehmen in die Pflicht nehmen, ihren fairen Anteil an den Ausbildungskosten zu leisten. Es kann nicht sein, dass die Unternehmen immer weniger in die Ausbildung junger Menschen investieren und gleichzeitig laut über Fachkräftemangel klagen.
Die Bundesregierung scheint nicht in der Lage zu sein, der Jugend von heute eine echte Ausbildungsplatzgarantie zu geben. Der vorliegende Entwurf ist nicht mehr als ein Placebo, das angesichts der Zahlen kaum spürbare Verbesserungen bringen wird. Deutschland muss im Rahmen der EU-Jugendgarantie allen jungen Menschen unter 25 Jahren ein qualitativ hochwertiges Angebot für einen Arbeits-, Ausbildungs- oder Praktikumsplatz machen. Mit dem Angebot à la Ampel verstößt die Bundesregierung weiterhin gegen diese EU-Regelung. Sie schickt Menschen ohne Ausbildung in eine ungewisse und nicht planbare Zukunft. Das ist kurzsichtig und verwerflich und schafft zugleich die Altersarmut von morgen. DIE LINKE fordert die Bundesregierung daher auf, eine Ausbildungsplatzgarantie einzuführen, die ihren Namen verdient und mindestens den EU-Vorgaben entspricht.«