Die Arbeit ändert sich. Ändern wir die Arbeit!
Stress am Arbeitsplatz führt oft zu überarbeiteten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und ausgebranntem Spitzenpersonal. Immer weiter wachsende Anforderungen beeinträchtigen nicht nur das Wohlbefinden der Beschäftigten, sondern fördern auch selbstgefährdendes Verhalten. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Projekts Gesundheitsmonitor von Bertelsmann Stiftung und BARMER GEK, für die rund 1.000 Erwerbstätige repräsentativ befragt wurden.
Damit wächst bei vielen Menschen das Risiko der Gesundheitsgefährdung. Demnach legt knapp ein Viertel der Vollzeit-Beschäftigten in Deutschland ein Tempo vor, das es langfristig selbst nicht durchzuhalten glaubt. 18 Prozent der Befragten erreichen regelmäßig die Grenze ihrer Leistungsfähigkeit und 23 Prozent verzichten gänzlich auf Pausen. Jeder Achte erscheint krank im Unternehmen. Dazu erklärt Katja Kipping, Vorsitzende der Partei DIE LINKE:
Die einen leiden unter höherer Belastung am Arbeitsplatz, längeren Arbeitszeiten, fehlender Lebenszeit und der Unmöglichkeit, unter Druck von oben und geschürtem Konkurrenzdenken gute Arbeit zu leisten. Die anderen wiederum leiden unter Erwerbslosigkeit, Armut, sozialer Diffamierung und der Unmöglichkeit, ohne Geld und Möglichkeiten der Mitbestimmung ihr Leben in Würde zu gestalten. Und immer mehr leiden unter beidem gleichzeitig.
Dazu wurden die negativen Folgen für Beschäftigte, die die moderne Arbeitswelt und der technische Fortschritt bei der Kommunikation mit sich bringen, von Wirtschaft und Politik lange nicht ausreichend zur Kenntnis genommen. Prekäre Arbeitsverhältnisse und die Sorge um den Verlust des Arbeitsplatzes auf der einen Seite, permanente Erreichbarkeit und Überarbeitung auf der anderen, haben massive Auswirkungen auf die Gesundheit.
Stressbedingte Krankheiten, wie Burn-Out, belasten zuallererst die Betroffenen selbst, aber auch Krankenkassen und andere soziale Sicherungssysteme.
Langfristig muss es darum gehen, den ausufernden Bereich von Geld, Markt und Profit zu reduzieren und die Bereiche des Selbstbestimmten auszuweiten. Es geht nicht nur um weniger Stress, sondern um das gute Leben.
Ein erster wichtiger Schritt ist hier eine radikale Verkürzung und Gleichverteilung der Erwerbsarbeitszeit. Pflegeberufe und Sorgearbeit müssen radikal aufgewertet werden, das Ungleichgewicht zu Ungunsten von Frauen muss verändert werden. Denn allein die Zielsetzung der „Vereinbarkeit von Beruf und Leben“ hebt das eigentliche Übel nicht auf, dass die Erwerbsarbeit die Hauptrolle spielt, Sorgearbeit und soziale Beziehungen dagegen bloß die Nebenrolle.