Lauterbach ignoriert den Pflegenotstand
Der Pflegenotstand verschärft sich, wie das Gutachten des Sachverständigenrats "Gesundheit und Pflege" zeigt. Doch der Bundesgesundheitsminister bleibt untätig, kritisiert Janine Wissler.
"Das Gutachten des Sachverständigenrats warnt eindringlich vor Personalmangel im Gesundheitswesen. Eine Besserung ist nicht in Sicht, denn laut Gutachten sind die Ausbildungskapazitäten für Pflegekräfte nicht ausgelastet. Das heißt, es gibt nicht genug Auszubildende. Dabei ist die Personaldecke in vielen Krankenhäusern schon jetzt so dünn, dass Beschäftigte Überstunden und viel zu viele Nachtschichten schieben müssen. Zu Recht fürchten die Gutachter um die Patientensicherheit aufgrund fehlender Pflegerinnen und Pfleger.
Der Pflegenotstand ist eines der größten Probleme des Gesundheitswesens und trotzdem schaut die Bundesregierung weitgehend tatenlos zu. Ich erwarte von Bundesgesundheitsminister Lauterbach, dass er endlich eine Strategie vorgelegt, wie der Pflegenotstand in den Krankenhäusern gestoppt werden kann. Ein erster Schritt wäre es, ehemalige Pflegekräfte und Menschen in Teilzeit wieder in die Vollzeit zurückzuholen. Rund 300 000 Vollzeit-Pflegekräfte stehen durch Rückkehr in den Beruf oder Aufstockung der Arbeitszeit zur Verfügung.
Wer mehr Menschen für den Beruf begeistern will, muss die Arbeitsbedingungen verbessern. Das heißt, weniger Stress und mehr Geld. Wir brauchen einen gesetzlichen Personalschlüssel, der sich am tatsächlichen Bedarf orientiert! Viele Beschäftigte scheiden aus dem Beruf aus oder gehen in Teilzeit, weil sie den Stress nicht mehr aushalten. Abteilungen müssen wegen Personalmangels geschlossen werden und Patienten nicht mehr richtig versorgt werden können. Trotz großer Versprechungen in der Corona-Krise gab es keinerlei substantielle Verbesserungen. Statt als Anwalt für die Beschäftigten im Gesundheitsbereich zu kämpfen, ist er als Minister ein Totalausfall."